Samstag, 22. Januar 2022

Tierische Wecker

Wecker sind ja so eine Sache. Als Kind und Teenager reißt Dich Muddi aus dem Schlaf, als erwachsene Dein Wecker, als Mutter wecken Dich Deine Kinder und dann hast Du Hund und Katze. Das heißt, Du brauchst keinen Wecker mehr. Die Katze hat einen starken Instinkt, wann Du aus dem Bett musst. 
Also um 04:00 Uhr  früh. Dann wird lauthals geklagt, sie landet mit vier Pfoten und reichlich Schwung wahlweise auf Deiner vollen Blase oder auf der Brust, sodass Du, falls Du wieder Luft bekommst, schlafwandlerisch in die Küche taperst, Dose öffnest und eigentlich noch für eine halbe Stunde wieder ins Bett möchtest.

Lohnt sich dann aber meistens nicht, also bist Du wach, Mission accomplished. Versöhnt ist man erst am Abend, wenn das Fellknäuel schnurrend auf dem Schoß ruht und einen anblinzelt und so süß schnurrt, dass einem ganz warm ums Herz wird.

Anders der Hund. Ein Meister der Hypnose. Wie oft bin ich aufgewacht oder besser, habe ein Auge geöffnet und direkt in ein Augenpaar gestarrt. 10 cm vor meinem Gesicht, mit einem Hundeatem, bei dem man morgens schon sehr viel Liebe fürs Tier empfinden muss...das Starren dauert noch 2 bis 3 Sekunden und dann wedelt sich der Vierbeiner um sich selbst vor Freude- kann man dazu Nein sagen? Also raus aus dem Bett und in die Natur. Gibt es etwas Schöneres, als morgens um 06.30 Uhr durch den Wald zu stolpern?

Leider gibt es inzwischen weder Herrn Hund noch das Fräulein in meinem Leben. Einziger Vorteil: Ich darf ausschlafen. Gleitzeit heißt das Zauberwort. Der Wecker bleibt aus. Fast, denn  seit einer kleinen Weile habe ich einen Vogel. Böse Zungen behaupten, das sei nichts Neues...aber dieses Vieh übertrifft wirklich alles. Morgens um 07:30 Uhr landet der Bursche mit Getöse auf dem Balkongitter. Und wehe, die Walnüsse sind dann nicht bereit. Es wird in einer Lautstärke gekräht, die Tote aufwecken würde. Und dann fliegen Blumentöpfe und Dekoteilchen durch die Luft.  Warum ich überhaupt damit angefangen habe, dem Knülch die teuren Walnüsse zu spendieren, weiß ich nicht mehr. Ein Anfall von Umnachtung und zu viel Geld, nehme ich an. Aber immerhin schläft ein Rabe fast so lange, dass ich von Beinah-Ausschlafen reden kann. 

Wie immer herzlich, ich muss jetzt ins Bett, der Wecker kräht gleich.

Eure Jo





13 Kommentare:

  1. Hallo Jo,
    ich habe geschmunzelt, als ich das gelesen habe.
    Es ist so schön geschrieben, ehrlich
    Bei Katzen kann ich es nachempfinden, bei Hunden eher weniger, aber der Hundeatem hat mich auch schmunzeln lassen.

    Jetzt noch ein Rabe? Das finde ich schon toll und der kräht morgens und will Walnüsse. So etwas würde ich mir auch wünschen.
    Wir haben hier zwar jede Menge Raben, aber ob ich da einen mit Walnüssen zu mir auf den Balkon locken kann.
    Es wäre ein Versuch wert.
    ;-)))

    Dnke für die schöne Geschichte.
    Ein schönes Wochenende und einen lieben Gruß sendet Eva

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  2. Ui, ui, ui, liebe Jo! Da hast du dir einen hartnäckigen Gesellen herangezähmt. Von einem Nussknackerwecker höre ich zum ersten Mal.
    Ja, Menschenliebe kann tüchtig strapaziert werden, ob von Hund, Katze oder Rabe. Hoffentlich ist es in alter Knabe. :--)
    Danke für deine herzerfrischende Kolumne.
    Und lieben Sonntagmorgengruss - ohne Wecker,
    Brigitte

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  3. Das letzte Kind trägt Fell oder Federn :)!

    Liebe Jo,
    wehmütige Erinnerungen an meine Familienmitglieder, den gewesenen...
    Fein geschrieben!

    Damals als alles um mich herum zerbrach, ja damals waren die treuen Hundeaugen meine Rettung und Halt.
    Ein wunderbares Wochenende sei euch gewünscht!
    LG Kelly

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  4. Hallo Jo,
    wie gut ich das kenne - immer auf die volle Blase, mehr Druck kann man kaum ausüben, damit jemand endlich aufsteht.
    Heute hat mich tatsächlich aber eine Amsel geweckt, die in der Dachrinne überm Schlafzimmerfenster gesungen hat...
    VG
    Elke

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  5. Liebe Jo,

    über deinen post musste ich richtig schmunzeln, weil mir da einiges sehr bekannt vorkommt.
    Der Schmusetiger wusste früher genau, wie er mich aus dem Bett locken konnte und ein Fox Terrier, den ich in den Sommerferien vor einigen Jahren mal 4 Wochen in Pflege hatte, ebenfalls.
    Aktuell habe ich keine Haustiere, also kann ich morgens etwas länger schlummern, was ich im Winter schon genieße, wenn es morgens noch so dunkel ist.
    Aber wenn es morgens früher hell wird, dann geht es früh raus aus den Federn.

    Dein Nussknackerwecker hält dich wirklich in Atem, den hast du nun an der Backe, aber ist es nicht toll zu sehen, wie klug diese Rabenvögel sind?

    Liebe Grüße und ich wünsche dir noch einen schönen Sonntagsausklang, liebe Sabine
    Christa

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  6. Hallo Jo,
    wie bekannt mir das alles vorkommt!
    Meine letzte Katze hat sich immer unter dem Oberbett von den Füßen aufwärts gearbeitet um zum Schluss meine Nase anzustubsen. Heute vermisse ich es so früh geweckt zu werden. Hund und Katze gibt es nicht mehr.
    Spannend finde ich deinen Raben. Vielleicht besucht er dich im Sommer durch das offene Fenster. Klug genug ist er bestimmt.
    Liebe Grüße
    Anette

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  7. Hallo Jo,
    ja, ja, die lieben Vierbeiner. Nervensägen und Kuschelmonster gleichzeitig. Aber ohne sie geht es nicht! Zum Glück habe ich noch kein forderndes Federvieh, doch da war doch noch was!? Na klar, ich habe meine Hühner vergessen, doch die sind im Großen und Ganzen pflegeleicht. Ein Hoch auf die lebendigen Wecker...
    LG...Stephanie

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  8. Liebe Jo.
    das war so erfrischend zu lesen, einfach wunderbar, und in ganz vielen Dingen so nachvollziehbar -als wärs das eigene Leben aus dem Du berichtest...! Wirklich großartig gemacht! Danke dafür!
    Bei mir waren es heute morgen 2 Eichhörchen, die auf dem Vordach vermutlih fangen gespielt haben...
    Dir alles Liebe
    ...und einen Vogel, der vielleicht noch ein paar Minütchen dranhängt - ans Ausschlafen!
    Heidi

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  9. Ich liege im Krankenhaus mit gebrochenem Schienbein und Knöchel... und hab eeendlich Zeit zum Bloggen. Und schon sehe ich einen ersten Sinn in meinem blöden Unfall auf dem Eisplatz: ich werde mir ab sofort auch daheim mehr Zeit nehmen, auf so interessanten, schönen und inspirierenden Blogs wie dem deinen zu lesen!
    Und ich hab noch eine Buchempfehlung:
    Rabenschwarze Intelligenz, von Josef H.Reichholf
    Liebe Grüße Sigrid

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  10. irgendwer spielt immer wecker:-))))! hab eine
    wunderbare woche, liebe Jo!
    lieber gruß
    Sylvia

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  11. Danke für die offensichtliche Fähigkeit, komplexe Ideen präzise und effektiv auf leicht verständliche Weise zu kommunizieren. Hör nicht auf zu bloggen.

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Vielen Dank für Eure Kommentare! Ich freue mich über jeden einzelnen sehr!

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